Britische Wissenschaftler widerlegen „Gateway-These“

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München, 02. September 2017. Britische Wissenschaftler bringen in einer umfassenden Studie ein Hauptargument der E-Zigarettenkritiker ins Wanken: die sogenannte „Gateway-These“. Sie stellen aber nicht nur diese These aufs Abstellgleis, es wird außerdem noch das gesundheitspolitische Potenzial der E-Zigarette durch die aktuelle Datenanalyse deutlich.

Immer wieder führen die Kritiker der E-Zigarette die „Gateway-These“ ins Feld. Sie besagt, dass Heranwachsende durch den Konsum von E-Zigaretten zum Tabak-Rauchen verleitet werden – der sogenannte „Gateway-Effekt“. Die „Gateway-These“ wird immer wieder als Argument herangezogen, wenn es um Verbote von Aromen und die E-Zigarette als solche geht.

Doch nun sorgen britische Wissenschaftler für einen Paukenschlag. In der bislang umfassendsten Studie zum E-Zigarettenkonsum von Jugendlichen stellen sie die Gateway-These aufs Abstellgleis.

Die Experten analysierten Untersuchungen aus den letzten zwei Jahren über insgesamt 60.000 britischen Jugendliche. Renommierte Einrichtungen wie das „UK Centre for Tobacco and Alcohol Studies“ und das „DECIPHer Centre at the University of Cardiff“, die britische Gesundheitsbehörde „Public Health England“ sowie die Gesundheits-NGO „Action on Smoking and Health“ beteiligten sich an der Studie. Einrichtungen, die nicht Verdacht stehen, der Wirtschaft nach dem Mund zu reden.

Dabei kommen sie zu erstaunlichen Schlussfolgerungen. Schlussfolgerungen, die die Gateway-These klar entkräften:

Nicht nur ein Mittel zum Tabakstopp

Die Wissenschaftler konnten keine Anzeichen für die Förderung der Raucherquote unter Jugendlichen durch das Dampfen finden. Vielmehr bleibt der Trend sinkender Raucherzahlen unter den Jugendlichen ungebrochen (Seite 9 der Studie). Folgt man der Argumentation der Kritiker, müsste das Bild anders aussehen – tut es aber nicht.

Die Studienleiterin Prof. Linda Bauld, eine weltweit bekannte Suchtexpertin der „University of Stirling“, betont: tabakabstinente Jugendliche werden durch das Probieren von E-Zigaretten nicht zum Tabakkonsum geführt (siehe hier).

Die Wissenschaftler gehen sogar noch weiter: ihnen zufolge sind E-Zigaretten nicht nur eine effektive Unterstützung beim Rauchstopp. Sie können überdies ein Mittel sein, Menschen vom Tabakkonsum abzuhalten.

Die Autoren wörtlich: „However, from a public health perspective e-cigarettes are most useful as devices to deter smoking or support cessation […].“ (Seite 9 der Studie)

Die E-Zigarette ist damit nachweislich ein pragmatisch-wirksamer Weg zur Senkung des Tabak-Konsums. Punkt. Und dieses Potenzial will die Politik tatsächlich durch zu enge Regulierungen ausbremsen?

Der Großteil der Dampfer sind bereits vorher Raucher

Zu den Fakten: 3 Prozent der Jugendlichen dampfen mindestens einmal pro Woche. Die meisten davon waren bereits vorher Raucher. Der Anteil der Dampfer unter den jugendlichen Nichtrauchern ist kaum nachweisbar: ihr Anteil beträgt etwa 0,1 bis 0,5 Prozent. Es gibt schlichtweg kaum junge Dampfer, die zur Tabak-Zigarette wechseln könnten. Mal ganz davon abgesehen, dass Minderjährige in Deutschland keine elektronischen Zigaretten kaufen dürfen! Die E-Zigarette bedeutet also keinen Einstieg in den Tabak-Konsum und ist für Nichtraucher wenig attraktiv. Tabak-Zigaretten hingegen entfalten ein erhebliches Suchtpotenzial. Jugendliche bleiben sprichwörtlich am Tabak kleben – nicht so bei der E-Zigarette (Seite 7, 9f. der Studie). Damit ist die Grundlage der „Gateway-These“ sehr dünn. Junge Menschen kommen also anscheinend eher durch den Tabakkonsum zur E-Zigarette als umgekehrt. So wird ein Schuh draus. Gateway-Effekt? Fehlanzeige!

Die E-Zigarette als Weg zum Tabakstopp

Wir halten fest: viele der jugendlichen Dampfer in Großbritannien waren schon zuvor Raucher. Tabakabstinente Jugendliche probieren vielleicht mal eine E-Zigarette, aber nur sehr wenige dampfen wirklich. Vielmehr kommen Raucher zur deutlich risikoärmeren E-Zigarette! Das passt zum Trend der rückgängigen Raucherquoten in UK, der auch in Deutschland erkennbar ist (Seite 9 der Studie, Beispiele hier und hier).

Lassen wir nochmals die Autoren sprechen: „Our findings indicate that there is no evidence of e-cigarettes driving smoking prevalence upwards. This is important, and suggests that fears about e-cigarettes as a gateway to more youth becoming smokers are not currently justified, at least in the UK.“ (Seite 9 der Studie)

Statt also das gesundheitspolitische Potenzial der E-Zigarette auszubremsen, sollte ihre Wirkkraft stärker durch eine ausgewogene Politik nutzbar gemacht werden. Schließlich sind elektronische Zigaretten zu 95 Prozent weniger schädlich als Tabakrauch (siehe hier). Strikte Regulierungen erschweren Rauchern unnötig den Weg zum Tabakstopp. Die Studie bietet einen guten Anlass, neu darüber nachzudenken.

Hintergrundinformationen

Weiterführende Informationen zur Studie siehe hier.

E-Zigaretten sind eine sinnvolle, risikoärmere Alternative für erwachsene Raucher. Die Mitglieder des BfTG setzen sich seit Jahren aktiv für den Jugendschutz ein – schon lange vor dem Verbot des Verkaufs von elektronischen Zigaretten an Heranwachsende im Jahr 2016. Mehr zur Position des BfTG zum Jugendschutz siehe hier.