Zuversicht und Sorgen der E-Zigarettenbranche

Gut zwei Drittel der E-Zigarettenbranche (68 Prozent) bewerten die zukünftigen Chancen für die E-Zigarette als mittelmäßig, gut oder sehr gut. Ein knappes Drittel (31 Prozent) sagt, die Prognose für die elektrische Zigarette sei schlecht oder sehr schlecht. Dies sind Ergebnisse einer Branchenumfrage mit mehr als 500 Teilnehmern, die das Bündnis für Tabakfreien Genuss im August 2021 durchgeführt hat. Doch eine politische Maßnahme sorgt für äußerst negative Stimmung: Aufgrund der geplanten Einführung einer Liquidsteuer im Juli 2022 erwarten viele der Hersteller und Händler von E-Zigaretten in Deutschland teilweise drastische Konsequenzen für das eigene Geschäft.

Die im Tabaksteuermodernisierungsgesetz (TabStMoG) festgesetzte Liquidsteuer bedeutet für viele der kleinen und mittelständischen Unternehmen der E-Zigarettenbranche eine unüberwindliche Hürde. Jeder zehnte der Teilnehmer der Umfrage ist sich ganz sicher, das Geschäft nach Einführung der Steuer im Juli 2022 schließen zu müssen. Für weitere 37 Prozent ist eine Geschäftsschließung zumindest wahrscheinlich.

Dustin Dahlmann, Vorsitzender des BfTG: “Die Bundesregierung hat unter der Federführung des Bundesfinanzministeriums eine so hohe Steuer auf E-Zigaretten-Liquids festgesetzt, dass dadurch die Nutzung von E-Zigaretten deutlich teurer würde als Tabakkonsum und sich das Geschäft sehr wahrscheinlich ins Ausland oder auf den Schwarzmarkt verlagert. Angesichts der deutlich geringeren Schädlichkeit des Dampfens gegenüber dem Rauchen (95 Prozent weniger schädlich) ist dies aus gesundheitspolitischer Sicht ein klarer Fehlgriff. Sollten sich die kürzlich aufgedeckten Hintergründe zur Entstehung des Steuergesetzes bewahrheiten, müsste man sogar von einem Skandal sprechen.” [1]

Folgen der Steuerdebatte: Umsatzprognosen sinken
Eine direkte negative Auswirkung der Steuer auf das eigene Geschäft befürchten nahezu alle Befragten (96 Prozent). Damit verbunden fallen auch die Prognosen für den Gesamtumsatz des E-Zigarettenmarktes geringer aus als in den Vorjahren. Konnte für 2020 trotz der Folgen des Corona-Lockdowns noch von einem gesamten Marktumsatz von € 450 Mio ausgegangen werden, liegen die Schätzungen für 2021 bei € 410 Mio und für 2022, dem Jahr der Steuereinführung, bei € 390 Mio.

Nach vielen Jahren der äußerst positiven Entwicklung des E-Zigarettenmarktes mit zweistelligen Wachstumsraten bedeutet ein Umsatzrückgang um 13 Prozent von 2020 bis 2022 natürlich ein schlechtes Ergebnis. Angesichts der negativen Branchen-Stimmung aufgrund der Steuer hatten wir jedoch einen noch schlechteren Wert erwartet. Die Politik ist gefordert, diesen Trend zu stoppen und die durch die Pandemie-Maßnahmen gebeutelte klein- und mittelständische Branche nicht weiter zu belasten. Sonst bleiben am Ende nur die großen Konzerne übrig, die Erfahrungen mit der Tabaksteuer haben und finanziell deutlich besser gerüstet sind als der Mittelstand.”

Geringer Anteil der Tabakbranche am E-Zigarettenmarkt
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Nur acht Prozent des Gesamtumsatzes erzielt die E-Zigarettenbranche aktuell mit Produkten der Tabakindustrie. Dazu zählen vor allem geschlossene Cap-Systeme. Den Großteil des Umsatzes machen offene Systeme zur eigenen Befüllung (67 Prozent) und E-Zigarettenliquids aus.

Reiner Online-Handel geht weiter zurück
Ein Trend der letzten Jahre hat sich verstärkt. Gaben 2019 noch 15 Prozent der E-Zigarettenhändler an, ihre Produkte ausschließlich online zu vertreiben, sind dies aktuell lediglich 10 Prozent. Die meisten Händler verkaufen E-Zigaretten und Liquids über den stationären Fachhandel (44 Prozent), oder bieten beide Vertriebswege an (46 Prozent).

Quelle

[1] Der Spiegel berichtete am 31.08.2021 über die Entstehungsgeschichte des Tabaksteuermodernisierungsgesetzes und den Einfluss der Tabaklobby auf das Bundesfinanzministerium in der Entwurfsphase des Gesetzes. Link