Jahresbericht der Drogenbeauftragten zeigt gravierende Mängel

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127.000 Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland an den Folgen des Tabakkonsums. Diese tragische Entwicklung hat die Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig gestern in ihrem Jahresbericht präsentiert. Es gelte alles dafür zu tun, diese Zahl mit den verfügbaren Mitteln zu reduzieren. Daniela Ludwig dazu: “Ich sage nur: 127.000 Tabaktote im Jahr – so die neue Zahl aus dem Tabakatlas 2020, den das Deutsche Krebsforschungszentrum und ich kommende Woche vorstellen werden. Dies sind mindestens 6.000 Tote mehr als bei der letzten Erhebung und jeder Einzelne ist einer zu viel!” 

Klare Worte, die allerdings leider als Sonntagsrede zu werten sind. Die Drogenbeauftragte lässt ein wesentliches Konzept zur Reduktion der Raucherquote in ihrem Bericht komplett außer Acht: Tobacco Harm Reduction. 

Tobacco Harm Reduction zeigt große Erfolge

Am Beispiel Großbritanniens lässt sich zeigen, wie eine bessere und zielführende Strategie zur Verringerung der Zahl der Raucher aussehen kann. Mit breiter Aufklärung zu schadensreduzierten Alternativen hat die britische Gesundheitspolitik die Raucherquote innerhalb weniger Jahre drastisch reduziert. 2011 rauchten noch 20 Prozent der Briten, 2018 waren es rund 15 Prozent. Quelle

Eine besondere Bedeutung kommt dabei der aktiven Förderung der E-Zigarette durch regierungsnahe Behörden und Nichtraucher-Organisationen zu. Es gibt eine deutliche Korrelation zwischen der Verringerung der Raucherquote in UK und dem Aufkommen der E-Zigarette. Quelle

Positive Studien werden ignoriert

Im Gegensatz zum letztjährigen Drogen- und Suchtbericht 2019 wird im diesjährigen Bericht auf die geringere Schädlichkeit der E-Zigarette im Vergleich zu Tabak an keiner Stelle eingegangen. Die Drogenbeauftragte ignoriert neuere positive Untersuchungen wie z.B. der britischen Organisation Cochrane, die der E-Zigarette eine wichtige Rolle beim Rauchstopp attestiert. Quelle

Reaktionen aus der Wissenschaft

Der Frankfurter Suchtforscher Prof. Heino Stöver hat gestern in einer Pressemeldung auf den Jahresbericht reagiert und kritisiert die Ausblendung der wissenschaftlichen Faktenlage.

Zitat: “So würde Ludwig zu Recht für eine “viel größere Rolle” des Prinzips der Schadensminderung eintreten, insbesondere im Hinblick auf die Substitution. Allerdings hält sie beispielsweise beim Thema Rauchen die Substitution durch E-Zigaretten weiterhin nicht für einen entscheidenden Punkt, der hierbei berücksichtigt werden sollte und verkennt damit die wissenschaftliche Faktenlage.”

Und weiter: „Wir sprechen von einem Anstieg um 6.000 weitere Todesfälle, die durch das Rauchen von Zigaretten verursacht werden. Diese Zahlen könnten massiv reduziert werden, wenn es einen klaren Maßnahmenplan zur Lösung des Problems geben und das Thema Schadensminderung in alle Bereiche der Suchtprävention integriert würde.“ 

Statement des BfTG

“Wir bewerten den Jahresbericht der Bundesdrogenbeauftragten beim Thema Tabakprävention als einen Rückschritt in der deutschen Gesundheitspolitik. Das von wissenschaftlicher Seite bestätigte Potenzial der E-Zigarette wird ignoriert. Wir fordern die Drogenbeauftragte auf, angesichts steigender Zahlen bei durch Tabakkonsum verursachten Todesfällen, die wissenschaftliche Evidenz zum Thema Harm Reduction endlich in die gesundheitspolitische Strategie aufzunehmen”, sagt Dustin Dahlmann, Vorsitzender des Bündnisses für Tabakfreien Genuss.