Parteien positionieren sich zur Bundestagswahl 2025
Langsam liegen die ersten Entwürfe und fertiggestellten Programme zur Bundestagswahl am 23. Februar 2025 vor. Wir haben die die vorliegenden Dokumente mit Blick auf die Belange der E-Zigarettenbranche gesichtet und zusammengefasst.
Die CDU/CSU hat ihr Programm bereits verabschiedet. Die anderen Parteien werden dies nach dem Jahreswechsel tun. SPD und Grüne Parteien wollen im Falle eines Wahlsieges die Tabak-Regulierung verschärfen. Auch Die Linke fokussiert sich auf die Tabak-Regulierung, während die Union E-Zigaretten und Tabak gar nicht thematisiert.
SPD und Grüne äußern sich direkt zu E-Zigaretten. Bündnis 90/Die Grünen wollen ein Aromen-Verbot für E-Zigaretten einführen. Fach-Abgeordnete der Partei haben diese Forderung bereits mehrmals im Vorfeld gestellt. Zudem gab es Vorstöße im Bundestag dazu, die am Widerstand der Koalitionspartner scheiterten. Auch die SPD spricht sich für striktere Regulierungen aus, z.B. Werbeverbote sowie Altersbeschränkungen für Einweg-E-Zigaretten. Der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD) hat dies in der Vergangenheit immer wieder eingefordert. SPD, FDP, Grüne und Die Linke sprechen in der Drogen- und Suchtpolitik dezidiert von mehr Aufklärung. Das BfTG hat sich in den letzten Jahren immer wieder für eine Aufklärungsarbeit zur E-Zigarette, wie sie in Großbritannien und Neuseeland durchgeführt wird, eingesetzt. Jedoch darf davon ausgegangen werden, dass die meisten Parteien eher eine kritische Aufklärung meinen, als eine ausgewogene Information, um Raucher zum Wechsel zu motivieren.
Interessant ist, dass die Grünen das Konzept der Schadensminderung (Harm Reduction) im Wahlprogramm ansprechen. Das bietet einen Anknüpfungspunkt. Das BfTG hat mehr als einmal ggü. Bundestag, Bundesregierung und den Parteien auf die Vorteile von Harm Reduction hingewiesen. Jedoch steht zu befürchten, dass wie zuvor dieses wichtige Konzept der Suchtpolitik nur auf harte Drogen bezogen wird. Zudem stellt sich die Frage, wie die stärkere Betonung der Eigenverantwortlichkeit (erwachsener Verbraucher) mit weiteren Verboten vereinbar ist. Die Stärkung der Gesundheitsprävention kann als “Klassiker” bezeichnet werden. Insgesamt lässt sich feststellen: Einerseits versuchen die Parteien konkret zu werden, um sich von ihren Wettbewerbern abzusetzen. Andererseits werden die Programme so weit wie möglich offen formuliert, um sich Handlungsfreiheiten zu erhalten und für möglichst viele Zielgruppen attraktiv zu sein.
CDU/CSU, SPD, FDP und Grüne wollen Polizeibehörden und den Zoll stärken. Dies ist ein notwendiger Schritt, um den wachsenden Schwarzmarkt einzudämmen. Diese Forderung hat das BfTG bereits des Öfteren erhoben. Es bleibt abzuwarten, wie die Parteien nach der Wahl diesen Punkt angehen – insbesondere die Grünen. Union und SPD wollen zudem den Jugendschutz im Internet und auf Social Media stärken. Dieser Punkt kann relevant werden, um stärker gegen unredliche Anbieter auf Online-Plattformen vorzugehen. Dazu gehört auch das Vorhaben der Grünen, die Plattformen bei der Produkthaftung miteinzubeziehen.
Bürokratieabbau wird nahezu in allen Programmen als Ziel angegeben. Ob es tatsächlich zu einer Entlastung der Wirtschaft durch weniger Regulierungen kommen wird, bleibt abzuwarten und wird auch von der Zusammensetzung der nächsten Regierungskoalition abhängen. Zudem steht der Wunsch nach weniger Bürokratie im Gegensatz zur Forderung nach weiteren Regulierungen bis hin zu Verboten.
CDU/CSU | SPD | Bündnis 90/Die Grünen | FDP | Die Linke | |
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Drogen- und Suchtpolitik | Keine Erwähnung von E-Zigaretten oder Tabak. | Für strengere Regulierungen, Werbeverbote und Altersgrenzen für Tabak, Einweg-E-Zigaretten und neuartige Nikotin-Produkte. Stärkung der Aufklärungskampagnen und Präventionsmaßnahmen. (S. 25) |
Verbot von Aromen für E-Zigaretten, die besonders Jugendliche ansprechen. (S. 29) Der Wechsel zur Befähigung zum eigenverantwortlichen Umgang mit Risiken soll im Mittelpunkt der Drogenpolitik stehen. (S. 42) Ausbau der Angebote für Prävention und Schadensminderung in der Drogenpolitik. (S. 42) |
Prävention soll in den Fokus rücken. Aufklärung soll den Verbraucher zu einem verantwortungsfähigen Umgang mit Suchtmitteln verhelfen. (S. 33) | Werbe- und Sponsoring-Verbot für Tabak sowie Aufklärungskampagnen. Stärkung der Präventions-, Beratungs- und Hilfsangebote. (S. 20f.) |
Gesundheitspolitik | Verbesserung der Präventionsarbeit und Stärkung von Gesundheitskompetenz und Eigenverantwortung. Verhinderung von Volkskrankheiten. (S. 68) | x | Präventions und Gesundheitsförderung sollen grundsätzlich als Querschnittsaufgabe in allen Politikbereichen verfolgt werden. Es brauche eine vorsorgende Politik, die Krankheitsursachen angeht. (S. 42) |
Start einer “aktiven Präventionsstrategie”. (S. 32)” |
x |
Jugendschutz | Jugendschutz im Internet und den Sozialen Medien sicherstellen. (S. 39) | Stärkung des Jugendschutzes im Internet und auf Online-Plattformen. (S. 42) | x | Jugendschutz wird lediglich im Kontext der Cannabis-Politik angesprochen. (S.33) | x |
KMU- und Wirtschaftspolitik |
Absenkung der Unternehmenssteuerbelastung auf max. 25%. Abschaffen des Rest-Solis und Verbesserung von Abschreibungen und Verlustverrechnung. (S. 14) Einführung eines „EU-Forechecking“, um Bürokratie durch die EU zu verringern bzw. zu verhindern. (S. 15) |
Bürokratieabbau u.a. durch Praxischeck bei neuen Gesetzen. (S. 6) |
Bürokratieabbau mittels Ausweitung des “Praxischecks” Bei der Gesetzgebung müsse die einfache Umsetzbarkeit im Vordergrund stehen. (S. 10) Bekämpfung unredlicher Praktiken auf Online-Plattformen: Plattformen sollen Produktverantwortung übernehmen müssen. (S. 15) |
Dreijähriges Regulierungsmoratorium. (S. 11)
Besteuerung soll für KMU einfacher gestaltet und diese so entlastet werden, u.a. durch Ist-Besteuerung bei Umsatzsteuer, vereinfachte Gewinnermittlung, Wahlrecht bei Betriebsausgabenpauschale, höhere Sofortabschreibungsgrenze. (S. 13) Entbürokratisierung des Steuerrechts und Absenkung der Unternehmenssteuerbelastung auf unter 25%. Abschaffung des Solidaritätszuschlags. (S. 14) |
x |
Innere Sicherheit / Kriminalitäts-bekämpfung | Einrichtung einer Zoll-Polizei und verstärktes Vorgehen gegen Organisierte Kriminalität. (S. 44f.) | Ausbau der Sicherheitsbehörden und stärkere Befähigung der Behörden zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität. (S. 39f.) | Stärkung der Polizeibehörden und des Zolls sowie Verbesserung der behördenübergreifenden Kooperation. (S. 57) | Konsequente Bekämpfung des Schwarzmarktes. Stärkung des Zolls und Sicherstellung , dass importierte Waren auf großen Online-Plattformen verzollt und versteuert werden. (S. 15) | Polizei und Staatsanwaltschaft sollen in die Lage versetzt werden, mit der dynamischen Entwicklung von Kriminalität Schritt zu halten. (S. 49) |
Quellen | politikwechsel.cdu.de | spd.de Entwurf des SPD- Wahlprogramms. Die finale Version des Programms wird am 11.01.2025 auf dem SPD-Bundesparteitag beschlossen. |
gruene.de Entwurf des Wahlprogramms von Bündnis 90/Die Grünen. Die finale Version des Programms wird am 26.01.2025 auf der Bundesdelegiertenversammlung beschlossen. |
fdp.de Entwurf des FDP- Wahlprogramms. Die finale Version des Programms wird am 09.02.2025 auf dem FDP-Bundesparteitag beschlossen. |
die-linke.de Entwurf des Wahlprogramms von Die Linke. Die finale Version des Programms wird am 18.01.2025 auf dem Wahlparteitag beschlossen werden. |